Anatomie und Biomechanik des skapholunären (SL-) Bands
Die Anatomie des Handgelenks ist schwierig und in vielen Einzelheiten noch nicht ganz verstanden. Deshalb werden Verletzungen der Handwurzel einerseits häufig übersehen und andererseits häufig nicht ausreichend behandelt. Die Handwurzel ist zur normalen Funktion dabei vor allem auf unverletzte Bänder angewiesen.
Das "Handgelenk" besteht aus Speiche und Elle, acht Handwurzelknochen und den Knochen der Mittelhand (s. Bild) sowie über 20 Bändern. Das wannenförmige **skapholunäre Band (SL-Band)** spannt sich dabei zwischen dem Kahnbein (Os scpaphoideum bzw. Skaphoid) und Mondbein aus. Im normalen Handgelenk hat das Kahnbein die Tendenz, sich unter Belastung in Richtung Handfläche zu beugen, während das Dreiecksbein (Os triquetrum bzw. Triquetrum) eine entgegengesetzte Streckbewegung durchführen möchte. Im gesunden Handgelenk können die Knochen dieser Tendenz allerdings nicht folgen, da sie durch Bänder in einer Neutralstellung gehalten werden.
Die Funktion des gesunden Handgelenks ist nach wie vor nicht vollständig erforscht.
Bei einer Verletzung des SL-Bands können diese Knochen nun ihrer natürlichen Tendenz unter Belastung folgen, weichen auseinander und zeigen im seitlichen Röntgenbild die charakteristische Fehlrotation ("DISI-Stellung"). Durch diese Fehlstellung werden die Gelenkflächen der Speiche sowie der Handwurzelknochen unnatürlich belastet und verschleißen vorzeitig. Dieser Gelenkverschleiß (Arthrose) in Folge der Bandverletzung wird als **SLAC wrist** bezeichnet und ist die gefürchtete, schmerzhafte langfristige Komplikation der SL-Bandverletzung.
Zunehmend erkennt man, dass auch weitere Bänder der Handwurzel, sog. sekundäre Stabilisatoren eine entscheidene Rolle bei der Entstehung und Behandlung der SL-Bandverletzung eine entscheidende Rolle spielen.